Die Brücke über die S-Bahn im Zuge der Mittenheimer Straße muss im Jahr 2020 bis 2022 saniert werden. Da die Bauarbeiten auf Wunsch des Gemeinderats nur tagsüber erfolgen sollen, muss eine relativ lange Bauzeit vorgesehen werden, in deren Verlauf nur eine Fahrspur zur Verfügung steht, die jedoch für Rettungskräfte reserviert werden soll. Dieses bedeutet defacto eine Vollsperrung der Brücke.
Auf der Homepage der Gemeinde steht lapidar, dass die Brücke über die Bahn für anderthalb Jahre komplett gesperrt wird und dass die ursprünglich vorgesehene halbseitige Sperung aus “verkehrs- und sicherheitstechnischen” Gründen nicht umgesetzt werden kann. Auf unsere Rückfrage bei Gemeinde und Polizei welche Fakten dem zugrunde liegen, schien es keinerlei Dokumente für diese Gründe und insbesondere keine Untersuchung durch einen Verkehrsplaner zu geben. Der Hinweis, den Ort großräumig zu umfahren hilft denen, die in Schleißheim wohnen gar nicht, zumal die Umfahrung über die Le-Crès-Brücke in Unterschleißheim wohl zeitgleich gesperrt sein wird.
Daher haben die Bauingnenieure Dr. Katz und Dr. Kreutz einen Antrag der FDP an den Gemeinderat formuliert, der einige einfache Maßnahmen und eine Untersuchung weiterer Möglichkeiten forderte. Gegen diesen Antrag haben sich das Landratsamt, die Polizei und die Feuerwehr gewandt, wobei diese Ablehnungen sich im wesentlichen auf Befürchtungen und Vermutungen gestützt haben.
Mit der Vorstellung des Verkehrsentwicklungsplans durch Schlothauer und Wauer am 30.1.2020 sind nun genauere Angaben zu den Verkehrsmengen verfügbar. Aufgrund dieser Daten haben wir zur Sitzung des Gemeinderats am 17. Februar entsprechende Berechnungen vorgelegt:
Über die Brücke fahren täglich 9600 Fahrzeuge (DTV), davon sind 19% Durchgangsverkehr, 34% Binnenverkehr und 47% Quell- oder Zielverkehr. Unter der Voraussetzung, dass der Durchgangsverkehr sowie der Quell- und Zielverkehr die weiträumigen Umfahrungen nutzen, verbleiben 34% = 3264 Fahrzeuge als Binnenverkehr. Bei der Zählung der Mittenheimer Straße ergab sich ein symmetrischer Verkehr mit etwas unter 10% des DTV in den Spitzenstunden.
Unter der weiteren Annahme, dass auf der B 471 von den 6800 Fahrzeugen pro Tag der Durchgangsverkehr mit 58% entfällt, was 3944 Fahrzeugen entsprechen würde, erscheint es möglich, den Verkehr insgesamt nur über die B 471 abzuwickeln. Hinzu kommt die Hoffnung, dass der Anteil des Radverkehrs sich während dieser Zeit erheblich erhöht.
Es ergibt sich jedoch ein massives Problem dadurch, dass es in der Feierabendstraße keine Aufstellspur für Linksabbieger gibt, so dass bei einer Schließung der Schranke der Rückstau sehr schnell die Feierabendstraße in beiden, aber insbesondere in der Nord-Süd-Richtung blockieren wird.
Eigene Messungen der Schrankenschließzeiten aus dem Jahre 2009 über dreiTage ergaben mittlere Schließzeiten von 6,5 Minuten mit Spitzenwerten bis zu 11 Minuten. In 6.5 Minuten ergibt sich bei dem umgeleitetem 3264 DTV während der Spitzenstunde mit angenommenen 181 Fahrzeugen (10% DTV) in dieser Richtung, eine Warteschlange von ca. 20 Fahrzeugen, also ca. 120 m, damit kommen aber zu diesem Stau noch 80 Fahrzeuge (aus den 14900) hinzu die sich dann 600 m bis zum Nabholz zurückstauen.
Um diesen Stau zu vermeiden werden verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen:
In der Feierabendstraße wird ein Verbot für Linksabbieger angeordnet.
Für Linksabbieger könnte ein Verweis angebracht werden, der sie bis zum Kreisverkehr weiterschickt und dann wieder zurück zur B 471 führt.
Damit könnte sich zwar ein entsprechender Stau Richtung Norden ergeben, jedoch kann man davon ausgehen, dass Einheimische den Weg über die Schönleutnerstraße nutzen, so dass der größte Teil der Fahrzeuge sich auf der Linksabbiegerspur der Sonnenstraße aufstellen kann.
Die Schöleutnerstraße/Bahnhofstraße ist für den Schwerverkehr nicht geeignet. Es wäre aber sinnvoll
die Durchfahrt für LKW über 7.5 t auf der B 471 für die Dauer der Bauzeit zu sperren.
Darüber hinaus wurdd jedoch noch vorgeschlagen, die Brücke während der Bauzeit als Einbahnstraße zu nutzen. Dabei ist zwischen zwei Phasen zu unterscheiden:
Im Jahre 2020 werden die Rampen saniert, die Länge der Baustelle ist in dieser Zeit ca. 400 m, in den Jahren 2021 und 2022 wird jeweils nur ein Teil über der Bahn saniert, der 120 m lang ist, aber noch um Baueinrichtungsflächen verlängert werden sollte.
Das vorgeschlagene Konzept hat zwei Elemente:
- Die freie Spur wird als Einbahnstraße von Norden nach Süden freigegeben, der Radverkehr wird verboten, da die Spur zu schmal ist und dadurch zu lange Räumzeiten entstehen würden.
- Für die Rettungskräfte wird eine per Funk ansteuerbare Vorrangschaltung installiert, die jederzeit den Verkehr sperren kann.
Die Freigabe erfolgt über GSM mit einer Handynummer. Diese ist der Rettungsleitstelle und allen Rettungsdiensten in der Region mitzuteilen. Bei einem Anruf dieser Nummer wird die Ampel aktiviert. Ich habe diese Technik bei einem Anbieter in München nachgefragt. Ein weiterer Anbieter in Duisburg macht damit Reklame, dass sie bei einer Vorführung bislang jeden Rettungsdienst überzeugen konnten. Die Anforderung könnte bei der Einfahrt in die Mittenheimer Straße erfolgen, dann sollte die Brücke bis zum Eintreffen des Rettungsfahrzeugs geräumt sein.
Die Lösung mit einer Ampel bringt gegenüber den vorgeschlagenen Barrieren, die von Hand geräumt werden müssen, erhebliche Zeitvorteile.
Baustellenverkehr fährt grundsätzlich in der freigegeben Richtung, einrückende Rettungskräfte desgleichen.
Da der Verkehr immer frei in die Mittenheimer Straße abfließen kann, ist keine Staubildung im Brückenbereich zu erwarten, die Räumzeiten ergeben sich dann aus dem letzten Fahrzeug, dass in die Baustelle einfährt und die Baustelle mit 30 km/h passiert, das wären 18 Sek. für die kurze und 48 Sek. für die lange Baustelle. Für die 350 m von der Mittenheimer Straße bis zur Rampe der Brücke braucht man mit 50 km/h ca. 25 Sek. Das wären also 0 bzw. 23 Sek. Wartezeit.
Für den Rückstau bei einem Einsatz ergeben sich zusätzlich zur Räumzeit eine Durchfahrtszeit, die nicht zu knapp angesetzt werden sollte. Aus der Summe der Zeiten und dem Fahrzeugaufkommen von 181 Kfz/h ergibt sich:
Kurze Baustelle 2021/22 |
Lange Baustelle 2020 |
|
Länge |
150 m |
400 m |
Räumzeit |
18 sek |
48 sek |
Durchfahrtszeit Rettung |
42 sek |
72 sek |
Sperrzeit für Individualverkehr |
60 sek |
120 sek |
Anzahl wartende Fahrzeuge |
3 |
6 |
Staulänge |
18 m |
36 m |
Für die 3 Fahrzeuge ist ausreichend Platz auf der Rampe vorhanden, selbst wenn man davon ausgeht, dass ein ganzer Pulk von der Kreuzung kommt, ist genügend Platz. Für die 42 m bei der langen Baustelle ist jedoch zu wenig Platz vorhanden, so dass man mit einem Rückstau in die Kreuzung rechnen müsste. Die Einbahnrgelung für diese Bauphase ist also als schwierig anzusehen.
Befürchtete Störfälle, die eine Durchfahrt auf der Brücke unmöglich machen, sind bei einer Baustelle nie völlig auszuschließen, eine besondere Verkehrsgefährdung ist aber nicht erkennbar. Außerdem ist die Übersichtlichkeit der Baustelle in der kurzen Baustelle deutlich besser, so dass man sogar auf das Verbot für Radfahrer verzichten könnte, wenn die Erhöhung der Räumzeit auf 30 Sekunden akzeptiert werden könnte.
Zur Absicherung der Annahmen bezüglich Räumzeiten, Rückstau und Handhabung der GSM-Ansteuerung wird angeregt, im Frühjahr dieses Jahres einen Versuch zu machen, bei dem die Mittenheimer Straße temporär als Einbahnstraße geführt wird und eine Ampel mit Funk ausgetestet wird.
Der Gemeinderat hat nur dem allerersten Punkt zugestimmt. Im Herbst wird man wissen, ob das reichen wird.