Jazz und Literatur zur Freiheit

Nahezu hundert Leute waren auf Einladung des FDP-Ortsverbandes gekommen, um Jazz von Swingalong zu hören. Bandleader Rolf Hobelsberger (drums) hatte ein Quintett virtuoser Profimusiker zusammengestellt, das mit Frontfrau Nadine Germann (voc) und Frontmann Ingo Erlhoff (tenorsaxophon) das bewährte Trio mit Jan Eschke (piano) und Ludwig Leininger (bass) höchst wirkungsvoll verstärkte.

Casimir Katz begrüßte die Gäste mit einer Einleitung über die verschiedenen Sichtweisen von Freiheit, die sich in den englischen Übersetzungen „freedom“ und „liberty“ zeigt. In einer Gesellschaft, die wahnsinnig freiheitsliebend ist, findet der Egoismus seine Grenzen in der Freiheit der anderen und seine Probleme in dem Wunsch nach einem Versorgungsstaat, der möglichst alles regeln soll.

Freiheit ist das Ergebnis von harter Arbeit, wie es auch im Faust steht: „Das ist der Weisheit letzter Schluss: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss.“

Die erste musikalische Session startete mit „Fly me to the Moon“ und endete mit dem Lied „Die Gedanken sind frei“, das kurz nach der französischen Revolution entstanden war.

In der ersten Lesung von Casimir Katz ging es dann um die Historie von der französischen Revolution 1789 über die badische Revolution 1948/49 zu Carl Schurz, der nach Amerika auswanderte, dort Innenminister wurde und dort in einem Brief die Freiheit lobte, etwas zu tun, weil man Lust dazu hat. Dies ist auch in der bekannten Geschichte des Zauns bei Tom Sawyer von Mark Twain deutlich zu erkennen.

Die zweite musikalische Session umfasste viele Jazz-Klassiker darunter auch die “Route 66”, „Night and Day“ sowie „Summertime“ von Gershwin.

In der zweiten Lesung durch Elisabeth Lilakewitsch und Christine Katz ging es um den bayrischen Auswanderer Oskar Maria Graf, der 1933 den berühmten Aufruf „Verbrennt mich“ in der Wiener Zeitung veröffentlichte, in dem er sich vehement gegen die Einnahme seiner meisten Werke durch die Nationalsozialisten verwahrte. Sein davon ausgenommenes Hauptwerk „Wir sind Gefangene“ kommt zu dem Schluss, dass der Sinn des Lebens sich darin findet, wenn man für die Freiheit kämpft, so wie es bei der Revolution in Bayern 1919 erfolgte, die darin detailliert beschrieben wird.

Im dritten Set kamen unter anderem „Blue Moon“ und die wunderbare Ballade „Just over the rainbow“ zu Gehör und leitete dann mit „Smile“ von Charlie Chaplin über zur letzten Lesung:

Nadine Germann bezauberte mit einer relativ unbekannten Zukunftsvision von Erich Kästner aus dem Jahre 1931 aus dem „35. Mai“. Selbstfahrende Autos, Tragbare Telefone und ein materielles bedingungsloses Grundeinkommen, das dazu führt, dass man nur arbeitet, wenn man Lust dazu hat. unermessliche erneuerbare Energie, die sich aber letztlich als nicht beherrschbar erweist.

„Take the A-Train“ und „Norwegian wood“ waren dann im vierten Set wundervoll gespielte Höhepunkte.

Jazz verkörpert als Musik die Freiheit. So mancher hat nach diesem Abend Lust nach mehr bekommen, mehr Freiheit und mehr Jazz.